Snøhettas Co-Gründer Kjetil Trædal Thorsen (61) blickt durch die riesige Fensterfront seines Studios am Oslofjord: „Ich fühle mich mit der Küste Norwegens stark verbunden“, sagt er. Das Meer und die Schiffe haben für ihn etwas Beruhigendes. In seiner Freizeit paddelt er mit dem Kajak manchmal zu den vorgelagerten Inseln. Seine Verbundenheit und Liebe zur Natur spiegelt sich in den Entwürfen des Studios.
EINE OPER ALS GLETSCHER
Snøhettas Büro liegt direkt an Oslos Hafenpromenade, die sich auf neun Kilometern entlang des früheren Werft- und Industriegeländes erstreckt. Das Gebiet hat sich stark gewandelt – auch dank Thorsen und seinen Kollegen, die die neue Oper im Viertel Bjørvika entwarfen. Sie wurde einem Gletscher nachempfunden, der direkt vom Fjord aus in die Höhe ragt.
FREIER ZUGANG ZUM MEER
Inzwischen ist das 2008 eröffnete Kulturhaus, dessen Dach man jederzeit frei zugänglich erklimmen kann, die neue architektonische Ikone Oslos. Bei Sonnenschein strahlt der weiße Marmor des preisgekrönten Gebäudes. Die Oper steht für eine Architektur, die Menschen zusammenbringt. Sie berührt die Identität der natur- und freiheitsliebenden Norweger. Zu der gehört das „allemannsretten“, das Jedermannsrecht, welches besagt, dass jedem ein freier Meerzugang entlang der Küste zusteht. „Neu war, dies mit der Oper, einem an sich eher elitär anmutenden Ort, zu verbinden“, so Thorsen.
NACHHALTIGKEIT IST EIN MUSS
Seit der Gründung vor 30 Jahren arbeiten die Snøhetta-Architekten und -Landschaftsarchitekten interdisziplinär zusammen. Die kreative Gemeinschaft ist stark von der Natur inspiriert und setzt ihre architektonischen Projekte oft genau dort um. Stets im Blick: die Nachhaltigkeit der Entwürfe. Sei es beim Baumhaus The 7th Room in den schwedischen Wäldern, bei der Tverrfjellhytta in Dovre, einem Beobachtungspavillon für wilde Rentiere, oder bei dem buchstäblich grünen Stuhlentwurf S-1500. Für das Sitzmöbel werden alte Plastiknetze verwendet.