HOLZ
Das Biegen von Holz erfordert Zeit: Über mehrere Stunden bleibt das natürliche Material im Dampfkessel, bevor es in einer speziellen Biegeform fixiert und getrocknet wird. „Das Holz muss ich beim Biegen spüren“, bestätigt Armin Ludwig, der in 34 Berufsjahren in Frankenberg Tausenden von Thonets Bugholzstühlen ihre unverwechselbare Form verpasst hat. Zeit ist unabdingbar, wenn es um das Wärme verbreitende Material geht. Ein nachhaltiger, weil nachwachsender Rohstoff, der lebt und dessen Wachstum sich in Jahresringen bemisst. Der selbst nach jäh unterbrochenem Wachstumsprozess noch weiter „arbeitet“ und deshalb eine ausgiebige Lagerung erfordert, bevor aus ihm ein Generationen überdauerndes Möbelstück werden kann – mit Patina voller Erinnerungen. Holz lebt vom Handwerk, der kunstfertigen Bearbeitung geübter Hände. Vom exakten Sägen bis zum ausdauerndem Schleifen, von einem geschulten Auge für die stimmige Zusammenstellung der Furnierblätter und Maserungen bis hin zum Auslösen einer natürlichen Gerbsäurereaktion zur Beschleunigung des natürlichen Nachdunkelungsprozesses – als ein Versuch, der Zeit vorweg zugreifen.