Kreislauf
Zirkuläre Büromöbelkonzepte
Arbeiten im Kreislauf der guten Gestaltung

Box 18

Catherine Hug

ZIRKULÄRE BÜROMÖBELKONZEPTE

Mit dem Café St. Oberholz in Berlin-Mitte gehörte Ansgar Oberholz zu den Pionieren des mobilen Arbeitens. Die Möblierung der ersten Arbeitsplätze war typisch für das Berlin der 2000er Jahre: die digitale Bohème saß auf ein paar ausrangierten Schulstühlen – eine günstige wie nachhaltige Lösung zwar, aber auch ziemlich unbequem auf Dauer. Im Laufe der Jahre, 20 sind seitdem vergangen, sind nicht nur die Ansprüche an temporäre Arbeitsplätze gestiegen, auch das Unternehmen St. Oberholz hat sich weiterentwickelt, betreibt allein in Berlin aktuell zehn Standorte. Der neueste Standort für Flex Offices und Coworking in Berlin-Friedrichshain setzt in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe im Bereich Kreislaufwirtschaft.

Es sind nicht nur die „geretteten“ Grünpflanzen, die schon vor ihrem Einzug in die dritte Etage einer ehemaligen Tischlerei ein erstes Leben hinter sich hatten. Es gibt Wände aus Naturmaterialien wie Stroh und Kalkputz, die Systemtrennwände sind sogenannte Re-Use-Elemente. Sie stammen aus einem Stuttgarter Bürogebäude. Architektin und Bestandsentwicklerin Carolina Mojto, die sich seit vielen Jahren für das zirkuläre und nachhaltige Bauen im Bestand engagiert, fand sie über ihre Partner von Concular, einem Vermittler für Baumaterialien aus Rückbauprojekten. Für Carolina Mojto, die auch Miteigentümerin des Gebäudes ist, war es ein Glücksfall, mit Ansgar Oberholz und dem Team von St. Oberholz Gleichgesinnte zu finden, die den Anspruch in punkto Gestaltung, Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit teilen.

80 Laufmeter Glastrennwände der Firma Strähle fanden in dem Jahrhundertwendealtbau eine neue Heimat. Sie trennen die neu entstandenen Einzelbüros und ermöglichen zudem die Versorgung des zentralen Bereichs mit Tageslicht. „Der Einsatz einer relevanten Anzahl von gebrauchten Glastrennwänden geschieht sicherlich schon häufiger“, so Mojto, „aber im Kontext von anspruchsvollem Design ist das bisher eher die Ausnahme“.

Und das Design der „Box 18“ sticht wirklich aus der Masse der mittlerweile zahlreich vorhandenen Coworking-Spaces heraus: neben den hochwertigen Glastrennwänden fällt der Mix aus hochwertigen Büromöbeln, teils farbenfrohen Designklassikern und charakterstarken Grünpflanzen sofort ins Auge.

Das stimmige Einrichtungskonzept haben Ansgar Oberholz und seine Partnerin Koulla Louca gemeinsam mit CI Partner minimum entwickelt. Es ist nicht der erste Standort, den sie zusammen gestalten. Gut 10 Jahre arbeiten sie bereits zusammen.

BLEIBENDE WERTE STATT KURZE LEBENSZYKLEN

„Nachdem die Anforderungen wuchsen, ging es los mit einem besseren Bürostuhl, dann kam ein minimal höhenverstellbarer Schreibtisch dazu“, beschreibt Wilfried Lembert die Anfänge der Zusammenarbeit. Loungebereiche, Meetingräume folgten. Nach und nach entwickelten die Partner ein einheitliches Designkonzept für das stetig wachsende Unternehmen. Die Möbel sollten einen internen Kreislauf ermöglichen, je nach Bedarf von Standort zu Standort wandern können. Neben ästhetischen Ansprüchen spielten deshalb auch Aspekte wie Langlebigkeit, Funktionalität, Reparierbarkeit und Materialität eine große Rolle. „Diese Möbel können uns bestimmt die nächsten 40 Jahre begleiten. Sollte mal etwas daran sein, reparieren wir das. Und wenn wir sie hier nicht mehr brauchen, dann woanders“, fasst Ansgar Oberholz den dahinter stehenden Ansatz zusammen, dessen Umsetzung sein CI Partner mit eigener Leasing-Ooption für die Büromöbel unterstützt hat.

 

DESIGN, DAS AUCH MORGEN NOCH INSPIRIERT
 

Doch nicht alles in der „Box 18“ ist neu. Auch bestehende Elemente macht sich das neue Raumkonzept zu eigen. So durften der vorhandene Estrich-Fußboden und eine mit schwarzen Industriefenstern verglaste Box am Eingang bleiben. Auch die schwarze Küche stammt noch vom Vormieter: „Die hätten wir anders gemacht, aber auch das gehört zu unserem Verständnis von Nachhaltigkeit, dass wir, wo immer es geht, solche Dinge erhalten und weiterverwenden“, erklärt Ansgar Oberholz, der sich damit von vielen anderen Unternehmen unterscheidet: „jede Firma, die wir in den letzten 10 Jahren hier hatten, wollte immer alles neu machen. Vor ein paar Jahren war das Geld dafür noch da und das Bewusstsein war noch nicht so ausgeprägt wie heute”, gibt Carolina Mojto zu Bedenken, „da wurde überhaupt nicht darüber nachgedacht, irgendetwas weiterzuverwenden. Statt dessen wurde der Innenausbau eben mit jedem Mieter komplett neu gemacht.“

Das soll mit Ansgar Oberholz anders werden. Indem er meist noch jungen Firmen einen einfachen Zugang zu guten Büros bietetist ein ständiger Wechsel Teil seines Geschäftsmodells. Die hochwertigen Möbel dagegebn bleiben – und rechnen sich auch in Sachen CO2-Ersparnis. „Startups, die sich zu Beginn eine eigene Fläche mieten, haben kaum das Kapital in gute Möbel zu investieren. Die kaufen billig. Und wenn sie dann wachsen und umziehen, sind die Möbel selten noch brauchbar, werden einfach weggeschmissen. Dadurch entstehen so viele kurze Lebenszyklen von Möbeln, die sich durch unser Angebot hier vermeiden lassen.

So haben der ergonomische Bürostuhl und der elektrosch höhenverstellbare Schreibtisch, die Grundausstattung jedes Einzelbüros in der „Box 18“, sich an anderen Standorten bewährt und längst einen festen Platz im Designkonzept von St. Oberholz gefunden. Auch die Polstermöbel aus dem Loungebereich (Sofa Eave von Audo) finden sich an anderen Standorten wieder. Damit trotz aller Vereinheitlichung jede Immobilie ihren eigene Charakter behält, wurden Komunikationsflächen und Loungebereiche individuell gestaltet. In der „Box 18“ sind es neben den charakterstarken Grünpflanzen in teils stattlicher Größe vor allem Farbtupfer in gelb und rosa, die ins Auge fallen und einen hohen Wiedererkennungswert bereithalten. Von pulverbeschichteten und entsprechend robusten Beistelltischen, Flower-Pot Pendelleuchten mit 60ies Flair (Designklassiker von Verner Panton) bis hin farbig lasierten Stühlen, die am regional gefertigten Massivholztisch (Objekte unserer Tage) stehen, verbreiten sie eine heitere Stimmung auf der lichtdurchfluteten Etage.

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