Muss ein Ort, der ursprünglich zum Schutz der Menschen errichtet wurde, durch die zwischenzeitliche Umnutzung durch einen Diktator für immer zur Gedenkstätte schlimmer Taten werden? Oder besiegt man die bösen Geister der Vergangenheit nicht besser durch einen Neuanfang, ohne die Erinnerung komplett auszublenden? Sicherlich ist es eine Herausforderung, in dem montenegrinischen Fort Mamula, einem historischen Juwel in der Adria und UNESCO-Weltkulturerbe, in dem unter Mussolini Menschen starben, einen Neuanfang zu wagen: einen luxuriösen Ort für Freude und Entspannung schaffen. Wir finden, aus zwischenzeitlich bösen sollten wieder gute Orte werden.
Wider die Vergangenheit
Nur etwa 200 Meter Durchmesser misst das kleine Eiland Mamula am Eingang der Bucht von Kotor, zwischen der kroatischen Halbinsel Prevlaka und der montenegrinischen Halbinsel Luštica gelegen. Die kreisrunde Festung darauf ließ der österreichische Offizier Freiherr Lazarus von Mamula zwischen 1851 und 1853 zum Schutz der Bucht erbauen: ein architektonisch ausdrucksstarkes Bauwerk, das nie seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt wurde und das nun einen Neuanfang als Luxus-Resort wagt. Die dicken Festungsmauern sind geblieben, ebenso wie der atemberaubende Rundumblick auf die türkisfarbene Adria und die beeindruckenden Steilhänge der Bucht – viel Inspiration für den für die Gestaltung der Innenräume verantwortlichen Interior Designer Piotr Wisniewski von weStudio Berlin.
Mit Materialien wie massivem Eichenholz, gealtertem Messing, Bouclé und fließenden, organischen Stoffen orientierte er sich an lokalen Traditionen, um eine zeitlose Ästhetik zu kreieren. Eine gelungene Kombination aus traditionellem Handwerk, dem minimalistischen Stil der Mitte des 20. Jahrhunderts und abstrakter Kunst zieht sich durch die 32 Zimmer und Suiten und die öffentlichen Bereiche. Auch die Formsprache ist gefällig und steht in engem Bezug zur direkten Umgebung: Üppige Rundungen, wohin man sieht, vom maßgefertigten Mobiliar über die freistehende Badewanne bis hin zu den Polstermöbeln Pacha von Gubi ist das Bogenmotiv des Kastells vorherrschend. Das neue Mamula soll die Balance finden „zwischen dem respektvollen Umgang mit der Vergangenheit und gleichzeitig der Umwandlung zu einem ausdrucksstarken Ort, wo Entspannen, Genießen und Eintauchen in die Natur Programm sind“, wünscht sich General Manager Henning Schaub.