Einer, der diesen Gedanken schon früh verinnerlicht hatte, war Michael Thonet, ein erfindungsreicher Tischler, der ständig auf der Suche nach Optimierungspotenzial war. Mit dem von ihm entwickelten Bugholzverfahren revolutionierte und industrialisierte er die Möbelbranche: denn erstmals konnte ein Stuhl nicht nur arbeitsteilig gefertigt, sondern auch in Einzelteile zerlegt, platzsparend versendet werden. Für die Technik, die Michael Thonet in den 1850er mit Hilfe zahlreicher Experimente perfektionierte, braucht es Wasserdampf, Muskelkraft und eine Biegeform. In einem über 100 Grad Celsius heißen Dampfkessel erhält das massive Buchenholz die nötige Elastizität für den Biegevorgang.
Erst anschließend kann es in der Biegeform fixiert und durch vollen Körpereinsatz von bis zu vier Biegern gleichzeitig in die gewünschte Form gezogen und gedreht werden. Damit das gebogene Holz seine Form behält, wird das Holz in seiner Biegeform nun für zwei Tage in der Trockenkammer gelagert. Auch aus heutiger Sicht ist die Herstellung von Bugholz eine Innovation – und längst nicht die Einzige des Unternehmens Thonet. Damit die Sitzfläche aus Rohrgeflecht auch starken Beanspruchungen dauerhaft standhält, wurde 2003 eigens ein Verfahren entwickelt, bei dem unter das Naturmaterial ein unsichtbares, transparentes Netzgewebe aus stabilem Kunststoff gespannt wird. Das 2004 patentierte Verfahren wurde kurze Zeit später bei der Bestuhlung der Lounge des Berliner Olympiastadions erstmals erfolgreich eingesetzt und ist mittlerweile für die Bugholz-Klassiker sowie die Modelle S 32 und S 64 Standard.
