EXPERTENTIPPS
ESSZIMMER EINRICHTEN

DAS SITZT.

Eine perfekte Ergänzung für die übrige Einrichtung und richtig bequem sollten die perfekten Stühle für den Esstisch sein.
So finden Sie die richtigen Stühle für Ihren Esstisch
AUTORIN: Catherine Hug

Für Clemens Ruf steht der Essbereich im Zentrum des Wohnen schlechthin: „Es ist ein Ort der Zusammenkunft, wo wir gemeinsam essen und uns austauschen. Hier werden Entscheidungen gefällt, sich gestritten und wieder vertragen – alles, was ein Zuhause ausmacht“, so der Einrichtungsexperte des CI-Hauses Axel Walther Wohnen in Speyer.

Die Wahl der passenden Möbel sei auch für ihn nach wie vor eine besondere Herausforderung: denn Herzstück eines stilvollen wie persönlich gestalteten Essbereich seien eben die Stühle, die nicht nur die übrige Einrichtung perfekt ergänzen, sondern bestenfalls allen Familienmitgliedern gleichermaßen bequeme Sitzgelegenheiten bieten.

 

Wie Sie bei der Wahl Ihrer Esstischstühle am besten vorgehen und worauf es zu achten gilt – Experte Clemens Ruf gibt Tipps für die optimale Stuhlwahl.

1. MACHEN SIE SICH EIN BILD VON IHREM ESSBEREICH

Es ist nicht nur der Tisch, zu denen die neuen Stühle passen sollten, auch die übrige Einrichtung des Raumes, Beleuchtung, Wände und Bodenbelag müssen bei einer Kaufentscheidung mit einbezogen werden, erklärt Clemens Ruf: „Am besten bringen die Kunden uns Bilder des Raums mit, so dass wir uns schnell einen guten Überblick verschaffen können. Zusätzlich erfragen wir Details, die eine Rolle spielen könnten. Ob beispielsweise der Tisch eine Zarge hat und der eigentlich gewünschte Armlehnenstuhl sich dann womöglich nicht ganz unter die Tischplatte schieben ließe oder ein Weichholzboden existiert, der durch Rollen oder Stuhlbeine mit geringem Durchmesser unschöne Dellen bekommen könnte. Auch das Raummaß ist entscheidend. Denn hohe Rückenlehnen schließen einen Raum optisch, brauchen also entsprechend Platz um sich herum. Und letzten Endes ist es entscheidend, ob der Essbereich täglich genutzt wird oder eher eine repräsentative Funktion übernimmt.

Statt nach einer größtmöglichen Übereinstimmung in Material, Farbe oder Form zu suchen, rät Clemens Ruf zu einer gesunden Spannung, die es durch die Kombination von Tisch und Stuhl zu erzeugen gilt: „Ich versuche Dinge zusammen zu bringen, die sich mögen, aber einander nicht zu ähnlich sind, d.h. ich kombiniere zum Beispiel einen Massivholztisch mit Stühlen, die wenig Holzanteil haben oder hartes Material wie Glas oder Metall mit weichen, vielleicht gepolsterten Stühlen.“

Geht es darum, unterschiedliche Stühle miteinander zu kombinieren, zeigt Ruf verschiedene Ansätze auf, die bei der Auswahl helfen: „Innerhalb einer Stuhlfamilie zu bleiben und dann zum Beispiel unterschiedliche Farben oder Form-Varianten eines Stuhls miteinander zu kombinieren, geht meist problemlos, während es an ein Vabanquespiel grenzt, einen kompletten Mix zu kreieren. Ich persönlich rate immer zu einem verbindenden Element, wie Farbe oder Material. Wir haben aber auch schon eine historische Reihe kreiert, also eine Stuhlgruppe, die eine Geschichte erzählt. Die bestand aus einem Erbstück, einem historischen Bugholzstuhl als Ausgangsbasis. Ergänzt haben wir den um einen neueren Stahlrohrstuhl und den S 64 von Thonet, einen Masters Stuhl von Kartell, den Cab von Cassina und schließlich den Chair One von Magis. Solche Kundenwünsche sind aber eher die absolute Ausnahme.“

„STAMMT DER TISCH AUS DEN LETZTEN 20 JAHREN, PASSEN DANK GENORMTER TISCHHÖHE EIGENTLICH ALLE STÜHLE. SCHWIERIG WIRD ES ERST BEI SEHR ALTEN KÜCHENTISCHEN, DIE MEIST ETWAS HÖHER SIND.“

CLEMENS RUFAXEL WALTHER WOHNEN

2. PROBIEREN SIE DEN STUHL AUSGIEBIG AN

Sollen die Stühle mehr als nur gut aussehen, kommt der für Clemens Ruf eigentlich wichtigste Aspekt zum Tragen: die individuelle Bequemlichkeit. Denn was für die Auswahl der Kleidung selbstverständlich sei, rät der Experte auch bei der Wahl der Stühle zu berücksichtigen: „Es ist immer wichtig, den Stuhl wirklich auszuprobieren, denn menschliche Proportionen sind so individuell, dass selbst bei gleicher Körpergröße jeder etwas anderes als bequem empfindet“, so Clemens Ruf und erläutert: „ Ziehen Sie dafür unbedingt Ihre Jacke aus und nehmen Sie verschiedene Sitzpositionen ein. Sie müssen wirklich so sitzen, wie Sie das zu Hause auch tun. Nur so können Sie beurteilen, ob der Stuhl die nötige Bequemlichkeit für Sie bietet.“

Ausgiebig testen – dafür dürfen Kunden bei Axel Walther Wohnen den favorisierten Stuhl auch schon mal übers Wochenende mit nach Hause nehmen um in Ruhe zu testen, denn, so Clemens Ruf: „Dass der Stuhl nicht so bequem ist, merke ich oft nur, wenn ich mir Zeit lasse.“

Auch bei seinen Kunden scheint Bequemlichkeit hoch im Kurs zu stehen: „Viele unserer Kunden sitzen lange und möchten sich im Stuhl wohlfühlen. Wir verkaufen zwar nach wie vor Klassiker wie die Plastic Chairs oder Freischwinger von Thonet, aber gerade weich gepolsterte Stühle wie die von Freifrau versprechen auch optisch eine große Bequemlichkeit und sind deshalb sehr beliebt.“

Dass sich auch ein gewisser zeitlicher Aufwand für die gewissenhafte Auswahl der zukünftigen Stühle lohnt, davon ist Ruf überzeugt: „Wir verkaufen ausschließlich langlebiges und nachhaltiges Design, darunter viele Designklassiker, die nie aus der Mode kommen. Es ist also eine vergleichsweise geringe Investition in ein hochwertiges Möbelstück, das ein Lebens lang hält.“

Privat (be)sitzt Ruf den .03 von Maarten van Severen für Vitra: „einer der genialsten Stühle der letzten Jahre, nur aus zwei Grundformen bestehend, trotzdem erstaunlich bequem und für eine Familie mit Kindern sehr praktisch, weil abwischbar“, begründet er die Auswahl der acht Stühle, die bei ihm zu Hause um einen drei Meter langen Massivholztisch von Zeitraum stehen. „Wir hatten vorher einfache Freischwinger von Thonet, die nun in die Kinderzimmer gewandert sind.“ Nachhaltiges Design vererbt sich eben.

ERPROBTES WISSEN UND LEIDENSCHAFT

UNSERE EXPERTEN

„DER STUHL MUSS PASSEN WIE EIN GUT SITZENDES KLEID.“
CLEMENS RUF
AXEL WALTHER WOHNEN

BILDNACHWEIS:

Fredericia, Knoll Bertoia, Cassina Cab, Thonet (2x), Vitra .03, Steffen Beck Photographie (3x)