Dass der eigene intuitive Ansatz sich in vielerlei Hinsicht mit den Forschungsergebnissen im Bereich der Neuroästhetik deckt, erkannte Muuto bereits vor ein paar Jahren. 2019 gestaltete der dänische Hersteller gemeinsam mit Google, Reddymade und The Art + Minds Lab die Ausstellung „A Space for Being“, die im Rahmen des Salone del Mobile Besucher dazu einlud, die Wirkung von Design auf den eigenen Organismus zu erforschen. Inspiriert vom Forschungsgebiet der Neuroästhetik erhielten die Besucher der interaktiven Installation ein Armband, mit der körperliche und physiologische Reize gemessen wurden. Anschließend besuchten sie drei Räume mit einzigartigen Designerlebnissen, darunter Möbel, Kunstwerke, Farben, Texturen, Beleuchtung und Geräusche, die in Absprache mit dem International Arts + Mind Lab der Johns Hopkins University, Brain Science Institute, erstellt wurden. In welchem der Räume sich der jeweilige Besucher „am wohlsten“ oder „am entspanntesten“ gefühlt hatte, wurde schließlich am Ende des Besuchs aufgrund der gesammelten Daten aufgezeigt. Für Muuto und das International Arts + Mind Lab der Johns Hopkins University, Brain Science Institute war dieses Projekt der Ausgangspunkt einer weiteren Zusammenarbeit – mit dem Ziel, Umgebungen zu schaffen, die das Wohlbefinden steigern und verbessern.
Wie Räume unsere Seele nähren
Einen Raum nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten und so die eigene Identität sichtbar werden zu lassen, gilt als menschliches Bedürfnis. Mehr oder weniger ausgeprägt, begleitet es die meisten Menschen schon von Kindesbeinen an. Ganz unabhängig davon, ob diese Gestaltung nach außen hin als gelungen oder gegenteilig, als schlecht wahrgenommen wird. Auch für Susan Magsamen, geschäftsführende
Direktorin des International Arts + Mind Lab an der Johns Hopkins University und Co-Direktorin des NeuroArts Blueprint gelten Kategorien wie guter und schlechter Geschmack nicht.
„Jeder Ausdruck unserer Persönlichkeit ist einzigartig und sollte respektiert werden. Unsere Vorlieben und Bedürfnisse ändern sich im Laufe der Zeit, und die Räume, in denen wir leben, sollten diese Veränderungen widerspiegeln“, erklärt die auf dem Gebiet der Neuroästhestik führende Wissenschaftlerin, die die Auswirkungen von Architektur, Kunst und Design auf unser Verhalten und unser Wohlbefinden untersucht. Jenseits persönlicher Vorlieben und damit auch jenseits unseres Empfindens für die Gestaltung, die von individueller Prägung, Erfahrung und Genetik abhängen, zeigen neueste Forschungsergebnisse, dass es durchaus universelle Gestaltungsprinzipien gibt, die unser Wohlbefinden positiv wie negativ beeinflussen. Richtig kombiniert schaffen Elemente wie Farbe, Licht und Materialien ein einheitliches harmonisches und beruhigendes Raumerlebnis – unabhängig von gängigen ästhetischen Aspekten. Schönheit, so Magsamen, liege im Auge des Betrachters, doch die Wirkung von Ästhetik auf unser Gehirn ist tiefgreifend und kann gezielt genutzt werden.